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Neurologische Praxis
Dr.med. Klaus
Bartylla
Bemerkungen zu
Bewertungsportalen
Seitdem ich 1995 erstmals im WWW
unterwegs war, damals noch mit Netscape, hat sich eine
rasante Entwicklung vollzogen. Das WWW ist zu einer Plattform
umfassender Information und Meinungsäußerung geworden. Eine zunehmende
Bedeutung gewinnen dabei Bewertungssysteme. Ursprünglich für die
Bewertung von Verkaufsstrukturen innerhalb des WWW erdacht, gewinnen
sie wachsende Bedeutung für Objekte ausserhalb des WWW, beispielsweise
Restaurants, Hotels oder auch Ärzte. Einige Punkte sind dabei meines
Erachtens bedenkenswert:
1. Die Anonymität weckt die niederen Instinkte. Jeder, der sich
schon öfter in Diskussionsforen bewegt hat, kennt die Aggressivität,
mit der man sich dort begegnet. Die Anonymität lässt
Hemmschwellen fallen, übrig bleibt leider häufig eine
aggressive Grundhaltung, eine frustrationgetragene Lust
sich zu beschimpfen. Ärzte werden dabei meist von
Patienten angegriffen, welche entweder nie oder nur kurz einen Kontakt
mit dem Arzt aufgebaut haben. Die sogenannte Arzt-Patienten Bindung ist
ein besonderer und intensiver Kontakt. Niemand spricht gerne über seine
Probleme oder Beschwerden. Wenn sich eine Person öffnet, gibt sie etwas
von sich preis, es ist eine sehr vertrauensvolle Handlung. Eine
Person wird daher nach längerer Behandlungszeit eher enttäuscht
reagieren, wenn sie mit ihrem Arzt nicht zufrieden ist, aber sie wird
ihn nicht öffentlich beleidigen.
2. Eine reelle Bewertung kann nur vorliegen, wenn eine ausreichende
Stichprobe erhoben ist. In meiner Praxis liegen seit 1998
mittlerweile 37000 Patientenakten vor, aus einem dutzend
Meinungsäußerungen ist kein verläßliches Meinungsbild ableitbar.
3. Bewertungssysteme sind primär für global agierende Anbieter
sinnvoll. Ärzte arbeiten zu mehr als 98% lokal, meist mit
Alleinstellungsmerkmal.
4. Von Bedeutung sind Bewertungen in Ballungszentren mit
Konkurrenzdruck. Dort mischen sich zunehmend private Anbieter mit ein,
welche gegen zusätzliches Entgeld ein "positives" Umfeld schaffen.
5. Die oft sehr persönliche Seite der Arzt-Patienten Bindung
bewirkt, dass ein Arzt/Ärztin eine bestimmte Patientenpopulation
besonders gut anspricht, eine andere nicht. Sollte der Topf nicht zum
Deckel gepasst haben, ist es nicht förderlich, wenn der Deckel den Topf
beleidigt, irgendwann wird der Deckel seinen Topf finden und es auch
sehr störend finden, wenn dieser Topf wieder von einem anderen Deckel
angegriffen wird, der wieder nicht zu seinem Topf gepasst hat.
Zusammenfassend:
Bewertungsportale
sind eine nicht aufzuhaltende und auch begrüssenswerte
Informationsbasis für Patienten, welche sich einen neuen Arzt suchen.
Eine sinnvolle Information wird sich erst ergeben, wenn ausreichend
viele Bewertungen vorliegen. Bitte bleiben Sie bei ihren Bewertungen
sachlich. Sie beleidigen im Zweifelsfall nicht nur den Arzt, sondern
auch die Patienten, die sich bei diesem Arzt wohl fühlen, Sie
verunsichern und untergraben damit gut funktionierende Arzt-Patienten
Kontakte und das könnte morgen Ihre eigene sein.